Für die FDP im Strohgäu war das 35. Hemminger Aschermittwochs-Heringsessen nicht nur ein kleines Jubiläum mit wiederum sehr vielen Gästen, sondern es gelang, eine weibliche prominente Gastrednerin zu gewinnen: die Landtagsabgeordnete Gabriele Reich-Gutjahr. Sie kommt aus der Wirtschaft und ist heute selbständige Unternehmerin. Erste parlamentarische Erfahrungen sammelte sie in der Regionalversammlung, dann erkämpfte sie sich einen Sitz im Landtag, obwohl das Wahlrecht Frauen Steine in den Weg legt. Nach der Begrüßung durch Bernhard von Rotberg und die Ortsverbandsvorsitzende Viola Noack stellte der Ehrenvorsitzende Dr. Wolfgang Weng Gabriele Reich-Gutjahr vor und erläuterte auch den schwarz-grünen und CDU-internen Krach über das Landtags-Wahlrecht.
Foto V.l.n.r.: Bernhard von Rotberg (Hemmingen), Ortsverbandsvorsitzende Viola Noack (Korntal-Münchingen), Gabriele Reich-Gutjahr, Barbara von Rotberg (Gemeinderätin, Hemmingen), Dr. Wolfgand Wenig (Gerlingen)
Frau Reich-Gutjahr hielt eine launige und pointierte Aschermittwochsrede. Sie kritisierte den Koalitionsvertrag in Berlin, der auf die Zukunftsfragen keine Antworten biete und knüpfte sich die CDU vor, deren programmatischer Inhalt sich mit der Kanzlerschaft von Angela Merkel erschöpfe. Die SPD habe sehr viel durchgesetzt, sei aber wegen der unsäglichen Personalquerelen unfähig, ihre Erfolge zu vermarkten. Eine GroKo sei keine gute Lösung für eine lebendige Demokratie, da sei eine Minderheitsregierung besser. Landespolitisch verwies Reich-Gutjahr auf die laut einer Studie bis 2025 fehlenden 500.000 Wohnungen und die Tatenlosigkeit der grün-schwarzen Regierung. Überreglementierung und Mangel an Bauland packe sie nicht an. Die CDU habe es auch nicht geschafft, die Erhöhung der Grunderwerbsteuer rückgängig zu machen. Reich-Gutjahr schloss ihren Vortrag mit einem gelungenen Gedicht.
Danach diskutierten die Gäste – unter denen auch etliche Nicht-FDPler waren – engagiert und kontrovers über die Jamaika-Sondierung und die GroKo-Verhandlungen. Einige meinten, sie hätten die FDP gern in einer Jamaika-Koalition gesehen. Die Liberalen machten deutlich, dass Angela Merkel der FDP keinen zustimmungsfähigen Kompromiss angeboten habe, so bei der Bildung, den Steuern, einer soliden Europapolitik ohne Transferunion und einer vernünftigen Energiepolitik. Zudem habe den Verhandlungen Vertrauen und Ehrlichkeit gefehlt. Daher hätten die Freien Demokraten zurecht an ihrer vor der Wahl angekündigten Linie festgehalten, in diesem Fall keine Koalition einzugehen. Bei der GroKo-Verhandlung habe die CDU der SPD deutlich mehr Zugeständnisse gemacht.
Die Veranstalter zogen ein gutes Fazit: Viele Besucher, eine launige Aschermittwochsrede von Gabriele Reich-Gutjahr und eine lebhafte Diskussion sind eine gute Grundlage für die Arbeit der FDP bis zum nächsten Aschermittwochs-Heringsessen!
Henning Wagner, FDP Strohgäu