Sehr wahrscheinlich werden wir bald eine GroKo aus CDU/CSU und SPD haben. Die Groko – nach den neuesten Umfragen sollte man sie schwäbisch „GroKöle“ nennen – beschäftigt das Publikum durch selbstdemontierende Personal-Kapriolen. Doch darüber sollten die Inhalte nicht in den Hintergrund treten. Denn die GroKo wird eine Richtung fortsetzen und intensivieren, die nichts Gutes erwarten lässt!
Sie bringt ganz sicher keinen Aufbruch, keinen Modernisierungsschub für Deutschland. Ihr fehlen die Köpfe, Visionen und Konzepte, um unser Land in die Zukunft zu führen. Ebenso mangelt es ihr an Entschlossenheit und an der Bereitschaft, grundlegende Reformen anzugehen. Sie schreibt das ideenlose Klein-Klein der letzten Jahre fort, der Horizont beschränkt sich auf das Hier und Jetzt. Auch werden – außer beim Thema Europa – Änderungen des internationalen Koordinatensystems ignoriert, so etwa die Steuerreform Trumps, die technologischen und wirtschaftlichen Initiativen Chinas oder die militärischen Bedrohungen in Nah-Ost.
Wichtige Zukunftsthemen wie die Digitalisierung, die bevorstehende demographische Krise, die Einwanderung oder die Neuausrichtung der Bildung werden zwar – man hat den Eindruck: pflichtschuldigst – erwähnt und mit Finanztiteln versehen, doch die Inhalte bleiben völlig unklar. Die Neuausrichtung der maßlos teuren und weitgehend nutzlosen Energiewende oder grundlegende Reformen für ein Ende der Wohnungsmisere sind kein Thema. Die GroKo beschäftigt sich nicht mit der Frage, wie Deutschland seinen Wohlstand in einer sich massiv ändernden Welt wahren und ausbauen kann.
Der Blick auf das Hier und Jetzt zeigt sich bei der Rente. Bis 2025 ist deren Lage einigermaßen stabil. Danach, wenn die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen, werden der Anstieg der Lebenser-wartung und der Rückgang der Geburten auf 70% der Vorgängergeneration die demographische Krise akut machen. Es wird massive Einschnitte geben. In verantwortungsloser Weise plant die GroKo nur bis 2025 und spendiert den Rentnern weitere Wohltaten von über 100 Mrd. €. Die Belas-tung tragen die Beitragszahler, denen es als Rentner – das ist unausweichlich – schlechter gehen wird als den Rentnern heute. Mit der Grundrente nach 35 Beitragsjahren wird zudem das Äquivalenzprin-zip der Rentenversicherung geopfert. Wie in den letzten vier Jahren ignoriert die Groko die eindring-lichen Warnungen der Deutschen Rentenversicherung und von Ökonomen vor einer erneuten Leistungsausweitung.
Europa steht im Koalitionsvertrag an erster Stelle. Doch ist es das falsche Europa. Die Tür wird geöffnet einem Europa einer Transferunion. Länder, die durch schlechtes Regieren und Verwalten sowie durch die Verweigerung von Reformen in Schwierigkeiten sind, sollen umfassend aus EU-Töp-fen alimentiert werden. Dabei wird die Erfahrung der vergangenen Jahre ignoriert. Das Kernproblem dieser Länder ist nämlich nicht eine momentan schwierige wirtschaftliche Lage, sondern ihr Verhal-ten, ihr mangelnder Wille, durch Reformen und harte Arbeit wettbewerbsfähig zu werden und sich den erwünschten Wohlstand zu verdienen. Unterstützung durch die EU nützen sie aller Erfahrung nach nicht für Reformen, sondern sind für sie ein Grund, die Reformen zu verschieben. Ein Europa, das nicht auf Verantwortung, Initiative und Leistung setzt, sondern auf Umverteilung, wird in immer größere Schwierigkeiten geraten.
Die GroKo geht weiter den Weg: „Mehr Staat – weniger Freiraum für die Bürger“. Die Staatsquote steigt immer weiter. Statt bei den Wünschen von CDU, CSU und SPD Prioritäten zu setzen, addiert die GroKo einfach die jeweiligen Positionen. Wenn man bedenkt, dass die GroKo wegen der niedrigen Zinsen im Bundeshaushalt jedes Jahr 20 Mrd. € finanziellen Spielraum hat, den großen Teil der Kosten der Energiewende – rd. 30 Mrd. € – nicht über den Staatshaushalt, sondern direkt von den Bürger zahlen lässt und zugleich extrem hohe Steuereinnahmen hat, so ist es entlarvend, dass sie fast alles für sich behält und den Bürgern kaum eine Entlastung gibt. Die Progression greift weiterhin auch bei kleinen und mittleren Einkommen erbarmungslos zu. Das Versprechen, den Soli nach Ablauf des Solidarpakts abzuschaffen, wird gebrochen. Die GroKo setzt offenbar alles daran, die Leistungsträger zu frustrieren.
Erneut ist die deutsche (Volks-)Wirtschaft Opfer der GroKo. Der CDU-Wirtschaftsrat hatte vor der Wahl gesagt: „Die Wirtschaft steht gut da, nicht wegen der GroKo, sondern trotz der GroKo.“ Und so geht es weiter. Der wirtschaftliche Wohlstand wird einfach vorausgesetzt. Die vom Spagat zwischen linken Träumen und Realpolitik desorientierte, unter Profilneurose leidende SPD setzt die Attacken auf die Wirtschaft fort, die CDU lässt die Wirtschaft erneut im Stich. So ziemlich alle Maßnah-men der GroKo behindern die Leistungsfähigkeit unsrer Wirtschaft, schränken ihre Flexibilität ein und schaffen Zusatzkosten und –lasten. Kaum eine Maßnahme wirkt positiv. Kombiniert wird das mit dem offenkundigen Glauben, dass bürokratische Regelungen das Allheilmittel sind, um Wirtschaft und Gesellschaft zu steuern.
Vom Konzept der Sozialen Marktwirtschaft hat die GroKo allein die Umverteilung im Blick. Sie blendet aus, wie Wohlstand und Werte erwirtschaftet werden. Freiheit, Eigenverantwortung und Leistung gelten bei der GroKo wenig. Es hieß einmal: „Leistung muss sich wieder lohnen“. Bei der GroKo heißt es: „Leistung darf bestraft und besteuert werden.“ Im gesellschaftlichen Konzept der GroKo dominiert nicht der eigenverantwortliche und leistungsbereite Bürger, sondern der vom Sozialstaat alimentierte und gegängelte Untertan.
Ein Wort noch zur Bundeswehr. Die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr ist auf dem niedrigsten Stand ihres Bestehens. Panzer, U-Boote, Schiffe, Flugzeuge und Hubschrauber sind zum größten Teil in Reparatur, werden als Ersatzteillager ausgeschlachtet oder haben zu wenig Munition. Nächstes Jahr soll die Bundeswehr die Schnelle Eingreiftruppe der Nato führen. Sie wird diese Auf-gabe nicht angemessen erfüllen können. Auch die Moral der Truppe ist völlig am Boden. Verteidigungsministerin von der Leyen fällt bei Krisen der Bundeswehr in den Rücken. Deutsche Politiker versprechen in Talkshows oder in Nato-Gremien Maßnahmen in dem Wissen, dass sie diese Zusagen nicht einhalten werden. Fazit: Die Politik hat die Bundeswehr gezielt in diesen miserablen Zu-stand getrieben. Die Bundeswehr braucht, dass ist deutlich erkennbar, eine grundlegende Reform. Und was steht im neuen Koalitionsvertrag? Trotz der allgemeinen Ausgabenorgie erhält die Bundeswehr nicht die Finanzmittel, die eine Besserung ihres Zustandes möglich machen. Dass die SPD dies tut wohl aus Rücksicht auf ihren stramm-linken Flügel ist schlimm und belegt, dass sie verant-wortungslos handelt. Dass aber auch die CDU/CSU die Bundeswehr in diesem miserablen Zustand belässt, ist beschämend. Man muss feststellen, auch die Bundeswehr ist ein Bereich, in dem unser Land nicht mehr funktioniert. Kein Wunder, dass immer mehr Bürger das Vertrauen in die Politik und den Staat verlieren.
Hoffen wir, dass die GroKo nicht allzu lange dauert.