Liebe Interessenten, Freunde und Mitglieder,
zum Jahresschluss einige Anmerkungen zur Bundespolitik. Vor und während der Jamaika-Sondie-rungen sagten die Freien Demokraten immer wieder, dass der Ausgang offen sei. In der Öffentlich-keit war die Erwartung groß, dass sich die vier Parteien schon irgendwie einigen würden. Als die Freien Demokraten dann das Scheitern verkündeten, war die Enttäuschung groß. Ein Großteil der Medien stellte uns rasch als die „Schuldigen“ dar. Doch neben dem links-grün-merkeltreuen Main-stream gibt es gewichtige andere Medienstimmen:
Gabor Steingart, Geschäftsführer des Handelsblatts, kommentiert: „In der deutschen Hauptstadt gilt wenige Wochen nach dem Wahltag die Wahrheit nicht als zumutbar, sondern als Zumutung. Anders ist der mediale Furor nicht zu erklären, der Christian Lindner heimsucht, seit er die Sondierungsgespräche für eine Jamaika-Koalition beendete. Den am Sondierungstisch Versammelten fehlte so ziemlich alles, was man zum Bilden einer Koalitionsregierung braucht: Vertrauen, Wirklichkeitsbezug und der Wille zur gemeinsamen Tat.“
Aus der neutralen Schweiz die Meinung von Eric Gujer, Deutschland-erfahrener Chefredakteur der Neuen Zürcher Zeitung. „Zwar kann man die Liberalen billig zum Sündenbock erklären, aber die Verantwortung für das Scheitern der Jamaica-Gespräche trägt die Regierungschefin. Ihre Befähi-gung zur Leitung einer fragilen Allianz hätte sie mit der Überzeugungskraft und Autorität bewiesen, die widerstrebenden Partner zu einer Exekutive zusammenzuschweissen. An beidem hat es Merkel offenkundig gefehlt.“
Die FAZ meint: „Es ist besser, ein Regierungsbündnis scheitert, bevor es begonnen hat, als dass es sich zerstritten durch die Wahlperiode schleppt. Die Begründung der FDP für den Abbruch – „Lieber nicht regieren, als falsch zu regieren“ – ist deshalb gut gewählt … Alle strittigen Punkte betrafen die Substanz, mit der Lindner die FDP wieder in den Bundestag gebracht hatte. Je höher also die Wut der Grünen kocht, desto mehr darf sich Lindner bestätigt fühlen. Die Grünen hatten bei allen Zugeständnissen, die sie in den Reizthemen machen mussten, nirgends wirklich nachgegeben. Im Wirtschafts-teil schreibt Heike Göbel: „Doch als Beleg für ein letztlich unannehmbares Verhandlungspaket weist … Lindner auf vier Punkte: Soli-Abbau nur zur Hälfte, keine Flexibilität am Arbeitsmarkt, keine EEG-Reform, keine Haltelinien beim Euro. Wenn dies das letzte Angebot war, gebührt den Freien Demo-kraten Dank, dass sie dem schwarz-gelb-grünen Experiment nicht an die Macht verhelfen.“
Merkel hatte den Auftrag, eine Regierung zu bilden. Sie ist mit Jamaika gescheitert. Schon ihr Vorgehen war fehlerhaft. Zunächst verbrachten CDU und CSU drei Wochen damit, sich zu einigen. Dann akzeptierte Merkel den Wunsch der Grünen, in großen Runden zu verhandeln; jede Partei mit 14 Teilnehmern, also über 50 Teilnehmer insgesamt. Jeder mit Verhandlungserfahrung weiß, dass das nicht funktionieren kann. Wenn es zu kleinen Runden kam – mit zwei je Partei, da die Grünen eine Doppelspitze haben – hatten Özdemir und Göring-Eckardt nur ein bedingtes Verhandlungsman-dat und mussten mit ihrer Delegation und Trittin Rücksprache halten.
Merkel ließ die Gespräche treiben. Die kritischen Punkte wurden vertagt. Merkel kam den Grünen oft entgegen und sperrte sich bei den Anliegen der FDP. Offenbar verfolgte sie die Taktik, die kri-tischen Punkte offen zu lassen, und erwartete, dass die FDP am Ende unter dem öffentlichen Druck nachgeben würde. In diesem Fall hat sie sich verkalkuliert. Sie musste wissen, dass die Freien Demokraten sich nicht über den Tisch ziehen lassen würden wie 2009. Als Lindner immer pessimistischer wurde, nahm er Merkel beiseite und wies sie unter vier Augen auf die extrem kritische Situation hin. Doch Merkel änderte ihre Linie nicht. Sie bot der FDP kein akzeptables Verhandlungspaket und machte es ihr damit unmöglich, einer Jamaika-Koalition zuzustimmen. Hier herrscht Konsens unter den Mitgliedern der FDP. Wir konnten nicht anders handeln. Verantwortlich für das Scheitern der Jamaika-Koalition sind die, die den Freien Demokraten keine zustimmungsfähige Grund-lage bereitstellten.
In der CDU verhindert Merkel jegliche Aufarbeitung der massiven Stimmenverluste bei der Bundestagswahl. „Ich kann nicht erkennen, was wir jetzt anders machen müssen“, ließ sie verlauten. Die CDU akzeptiert dies brav und erweist sich einmal mehr als Kanzlerwahlverein. Solange die CDU durch Merkel an der Macht bleibt, sind die politischen Inhalte unwichtig. Leute wie Fraktionsvorsitzender Kauder stehen in Treue fest zu Merkel. Nur einige wie Spahn, der Vorsitzende der Jungen Union Ziemiak und Linnemann vom Wirtschaftsflügel halten vorsichtig dagegen. Die CSU wird jetzt immerhin Seehofer durch Söder ersetzen. Die SPD mit ihrem maximal ungeschickt agierenden Schulz wollte sich mit linken Positionen in der Opposition regenerieren. Nun bleibt abzuwarten, ob Merkel in Koalitionsverhandlungen bei der SPD großzügig wird, wo sie sich bei der FDP sperrte.
Die Freien Demokraten sind nach dem Scheitern von Jamaika in dem Dilemma, dass als Folge dieser Entscheidung die bisherige Politik im Wesentlichen fortgesetzt wird, eventuell durch linke SPD-Posi-tionen verstärkt, und dass die Trendwenden, die wir für Deutschland für dringend erforderlich halten, nicht kommen werden.
Die FDP hielt sich nach dem Scheitern von Jamaika in der Kommunikation zurück. Ganz anders die anderen, vor allem die Grünen. Sie kritisierten nicht nur – was ihr gutes Recht ist – sondern diskre-ditierten die FDP, allen voran Jürgen Trittin, der uns chauvinistisch, europafeindlich und rechts-bürgerliche Protestpartei schimpfte. Wer kann angesichts dieser Ausfälle glauben, dass es für eine Jamaika-Koalition das erforderliche Vertrauen zwischen den Parteien gegeben hätte? Als Fazit bleibt, dass Angela Merkel offenkundig nicht mehr zum traditionellen bürgerlichen Bündnis von CDU/CSU und FDP steht, sondern eine schwarz-grüne Allianz vorzieht.
Deutlich wurde bei den Gesprächen die Art, wie die Grünen Politik machen. Sie haben Positionen, die man in dem Sinn als Luftschlösser bezeichnen kann, als sie auf Basis von Emotionen und Glauben vertreten werden und ihnen ein rationales, faktengestütztes Fundament fehlt. Ein Beispiel ist die Energiewende. Sie „ist gut“ und es gibt keine Diskussion, ob man angesichts immenser Kosten (>30 Mrd. € im Jahr) und minimaler Wirkung (keine nachhaltige CO2-Reduzierung) nicht etwas ändern müsste. Ebenso die Flüchtlingspolitik: Für die Grünen ist die grenzenlose Aufnahme von Migranten gesetzt. Es gibt keine Diskussion, wo wir als Land bei der Integration unsere Grenzen haben. Auch beim Glyphosat wird diese Haltung deutlich. Entgegen aller gesicherten Erkenntnis wird getan, als ob der Einsatz von Glyphosat die Gesundheit gefährde. Beim Insektensterben müssen wir zweifellos handeln. Aber ein Verbot von Glyphosat allein hilft nicht, da andere, zumeist stärkere Herbizide zugelassen bleiben. Diese Forderung ist nur ein Beleg für inszeniertes Polit-Theater. Ähnlich agiert übrigens das SPD-geführte Bundesumweltministerium. Es stellt nicht die Fakten dar, sondern schürt Emotionen.
+++ Vor einem Jahr geschah das schreckliche Attentat von Berlin. Der Umgang der offiziellen Stellen mit den Opfern ist beschämend. Am Tag danach wurde offiziell Betroffenheit geäußert. Gleichzeitig verhängte die Polizei eine 72-stündige Nachrichtensperre zu den Identitäten der Opfer und die Angehörigen suchten verzweifelt in den Krankenhäusern nach ihren verschwundenen Verwandten. Berlins Bürgermeister brauchte zwei Monate, um Kondolenzbriefe und Briefe an die Verletzten zu verschicken, und rechtfertigte das mit der Adressensuche. Er hätte nur die Berliner Rechtsmedizin fragen müssen. Sie versandte binnen zwei Wochen Rechnungen an die Angehörigen für die „Untersuchung eines Toten (unbekannt) einschließlich Feststellung des Todes und Ausstellung eines Leichenschauscheins“. Merkel verweigerte den Verletzten und Angehörigen ein Jahr lang Kontakt und Kondolenz. Über ihre Gründe kann man nur spekulieren. Bekannt ist aber, dass Merkel ihre öffentlichen Auftritte minutiös planen lässt und nichts dem Zufall überlässt. Schließlich richteten die Angehörigen einen öffentlichen Brief an Merkel, in der sie ihr und dem Staat Versagen in der Prävention und Gefühllosigkeit im Umgang mit den Opfern vorwarfen. Nun haben die offiziellen Gedenkveranstal-tungen stattgefunden. Die Politikvertreter entschuldigten sich bei den Opfern und Angehörigen und meinten, man habe eben wenig Erfahrung gehabt. Gesunder Menschenverstand und Mitgefühl hätten schon gereicht!
Liebe Interessenten, Freunde und Mitglieder:
Ihnen allen ein frohes Weihnachtsfest und alles Gute für 2018!